Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt künftig auf Holzheizungen zu verzichten. Diese Forderung formulierte zumindest UBA-Präsident Dirk Messner im Rahmen der Vorstellung des jüngst veröffentlichten Reports zur Luftqualität in Deutschland 2021*. Derzeit werden allein über 11 Mio. sog. Einzelraumfeuerungsanlagen zumeist mit Holz oder Holzprodukten in Deutschland betrieben. Messners knappe Begründung lautet:
„Die [Holzheizungen] belasten die Luftqualität beachtlich.“
Damit geht das UBA gegen etliche Formen des Heizens vor, die im Energiemix komplett auf nachwachsende Rohstoffe setzen. Neben Kaminöfen (sog. Scheitholzheizungen) wären davon nämlich unter anderem auch Pellet-Heizungen, Hackschnitzel-Heizungen und Holzvergaser-Heizungen betroffen. Für etliche dieser Anlagen gibt es momentan als klimafreundliche Alternative zur Gas- und Ölheizung sogar noch staatliche Förderung.
Holzheizungen verbieten? Krasser Gegensatz zur Wirklichkeit!
Dabei ist die Luft in Deutschlands Städten nach aktuellen Angaben des UBA so sauber wie schon lange nicht mehr. Die EU-Grenzwerte für Stickoxide und Feinstaub werden nahezu überall eingehalten oder deutlich unterschritten. Das gilt auch für die Messstellen, die die Luftqualität an Hauptverkehrsstraßen in Großstädten erfassen.
Bei Feinstaub gab es laut UBA bereits das vierte Jahr in Folge keine Überschreitungen der Grenzwerte mehr, bei den besonders gesundheitsgefährdenden sehr kleinen Partikeln sogar schon seit 2010. Dennoch hält Messner weitere Schritte in Sachen Luftreinheit für dringend geboten und verweist auf die strengeren Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Hochrechnungen statt Fakten als Argument
Deren Grenzwerte lägen nämlich deutlich unter denen der EU. Mit Hinweis auf die WHO-Richtwerte sähe es Messner gerne, wenn auch die EU-Grenzwerte ähnlich nachgeschärft würden. Anschaulich argumentiert er dabei mit Zahlen der Europäischen Umweltagentur (EUA). So hätte es angeblich in der EU 2019 immer noch 307.000 vorzeitige Todesfälle allein durch Feinstaub gegeben, 53.800 davon in Deutschland.
Problem an diesen EUA-Zahlen ist nur, dass die wissenschaftlich umstritten sind. Sie beruhen nämlich nicht auf einer exakten Erfassung, sondern auf einer statistischen Hochrechnung mit variablen Parametern. Etliche Wissenschaftler und Experten meinen, dass es der Sache nicht dienlich ist, wenn ein Faktor allein anstelle einer Kombination aus vermutlich vielen verschiedenen Einflüssen verantwortlich gemacht werden würde.
Wie realistisch sind solche Forderungen?
Weiters fordert das UBA in diesem Rahmen auch ein Vorziehen der Abschaltung von Kohlekraftwerken, generell weniger Autos und Lkw auf den Straßen und drastisch reduzierte Bestände an Nutzvieh wie Schweinen und Kühen in den Ställen. Beim Individualverkehr mit dem privaten Kfz führt das UBA sogar den Reifenabrieb als relevanten Faktor an. Der dürfte sich freilich mit dem Umstieg vom Verbrenner auf das E-Auto kaum verändern.
Allenfalls könnten hier positive Effekte zum Tragen kommen, wenn im Rahmen der Mobilitätswende Fahrleistungen verringert und öffentliche Verkehrsmittel ausgebaut würden. Solche Diskussionen aus dem Elfenbeinturm verfolgen die Menschen sehr genau. Gerade die Bewohner im ländlichen Raum, die höchstens drei Mal am Tag einen Linienbus sehen, dürften gespannt sein, ob sich solche realitätsentfremdeten Forderungen am Ende wirklich durchsetzen.
*Quelle: Report zur Luftqualität in Deutschland 2021
Kaminöfen nach BImSchV 2: Angebote und Bestseller
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Ich begrüße den Vorschlag, da ich in kälteren Jahreszeiten im Holzrauch wohne.
Lieber Daniel! Vielen Dank für Dein Feedback. Jede Meinung zählt, nicht nur die der Experten, die über Feinstaub und Grenzwerte diskutieren. Allerdings muss ich leider darauf hinweisen, dass moderne Holzheizungen wie z.B. Pelletheizungen (die dann auch einem solchen Verbot unterliegen würden) überhaupt keine Abgase mehr ausstoßen, die an so etwas wie das Thema Holzrauch überhaupt erinnern. Dafür sind ihre Abgaswerte längst viel zu sauber. Da hast Du wohl ein paar Nachbarn in der Umgebung, die noch Spaß an der klassischen Holzverbrennung in alten Kaminöfen haben. Und genau diese Artikel verschwinden ja bereits Stück für Stück mit der aktuellen und den nächsten Stufen der BImSchV. Ein generelles Verbot generell zu begrüßen, zielt meiner Meinung nach also ein bisschen an der Realität und auch an den Erfordernissen einer stabilen nachhaltigen Wärmeversorgung vorbei. Aber klar, auch beim Thema Heizen mit Holz darf jeder seine eigene Sichtweise vertreten.